Offener Brief an Herrn Dr. Jendrik Suck (CDU)

An:
CDU-Fraktion im Rat der Stadt Dortmund
Herrn Dr. Jendrik Suck
Friedensplatz 1
44135 Dortmund
Sehr geehrter Herr Dr. Suck,
die Wilo Group fühlt sich der politischen Neutralität verpflichtet. In Ihrem gestern veröffentlichten Brief, der als Reaktion auf die Meinungsäußerung von Herrn Dr.-Ing. E. h. Jochen Opländer vom 22. August 2025 in der Dortmunder Ausgabe der Ruhr Nachrichten zu verstehen ist, sprechen Sie jedoch direkt den Wilopark als Bauprojekt an. Ich sehe mich als CEO der Wilo Group daher veranlasst, mich auf diesem Wege an Sie zu wenden.
Zu den unverrückbaren Grundsätzen unserer Demokratie gilt das Recht auf freie Meinungsäußerung; eine Freiheit, die Ehrenbürgerinnen und -bürgern der Stadt Dortmund sowie jeder anderen Bürgerin und jedem anderen Bürger zusteht. Es ist allein daher legitim, wenn sich Herr Dr. Opländer in einem persönlichen Brief an die Dortmunder Bevölkerung richtet.
Auch ich mache hier von meinem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch, um auf Ihren plumpen und grenzüberschreitenden Brief zu reagieren und einige Ihrer verzerrenden Einordnungen richtigzustellen. Die Tatsache, dass Sie sich von Herrn Dr. Opländers Brief, in dem die Dortmunder CDU mit keinem Wort direkt erwähnt wird, provozieren und zu dieser unverschämten Stellungnahme hinreißen lassen, ist an sich entlarvend.
Fühlen Sie sich durch die in dem Brief geäußerte Kritik etwa angesprochen – hat Herr Dr. Opländer gar einen Nerv getroffen? Wie dem auch sei, Ihr Brief verlangt Klarstellung. Nicht alle Frechheiten kann ich hier kommentieren, ich beschränke mich daher auf zwei besonders auffällige gleich zu Beginn Ihres Schreibens. Der kindische Verweis auf den Film Batman und auf Gotham City zeigt, dass Sie die Ängste, Sorgen und Nöte der Dortmunderinnen und Dortmunder nicht ernst zu nehmen scheinen. Der Gipfel aber ist, dass Sie befinden, Herrn Dr. Opländers Meinungsäußerung würde „Erinnerungen an die Einmischung von Elon Musk“ wecken; an einen Mann, der offen die Alternative für Deutschland (AfD) unterstützt.
Als Vorsitzender der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Dortmund sollte Ihnen nicht entgangen sein, dass sich Herr Dr. Opländer immer wieder – zuletzt übrigens implizit im Brief vom 22. August 2025 – klar gegen die AfD positioniert hat. Einen 94-jährigen Mann, der die Schrecken rechtsextremer Politik am eigenen Leibe erlebt hat und der sich sein ganzes Leben inner- und außerhalb Dortmunds für Demokratie und Rechtstaatlichkeit eingesetzt hat, öffentlich mit Elon Musk zu vergleichen, ist infam.
Weniger unverschämt, dafür erschreckend undifferenziert ist, dass Sie zum Ende Ihres selbstgerechten Schreibens gleich zweimal Ursache und Wirkung zu verwechseln scheinen. Ihr Brief suggeriert, Herr Dr. Opländer sei dem Rat der Stadt Dortmund zu Dank verpflichtet, da er ihm die Ehrenbürgerschaft verliehen hat. Richtig ist: Der Rat hat Herrn Dr. Opländer diese Ehre zuteilwerden lassen, da er sich ihm zu Dank verpflichtet fühlt – und das zurecht.
Herr Dr. Opländer hat erheblich zur wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung der Stadt beigetragen. Die Ehrenbürgerschaft ist die Anerkennung einer Lebensleistung. Ihre Verleihung sollte jedoch nicht dazu führen, wie von Ihnen suggeriert, dass die ausgezeichnete Person aus Dankbarkeit gegenüber dem Stadtrat stillschweigt. Im Gegenteil: Es ist meines Erachtens die Pflicht eines lebenden Ehrenbürgers verantwortungsvoll Missstände aufzuzeigen.
Zudem scheinen Sie davon auszugehen, Wilo würde der Dortmunder Kommunalpolitik Dank schulden für die Genehmigungen, die zum Bau des Wiloparks nötig waren. Mit dem Health Cube – einem innovativen Gesundheitszentrum, von dem Wilo-Mitarbeitende, aber auch die Menschen aus der Region profitieren werden – stellen wir 2026 das vorerst letzte Bauprojekt auf dem Wilopark fertig. Dieser hochmoderne Arbeits- und Produktionsstandort ist international renommiert, preisgekrönt und ein beispielloser Arbeitsplatz für rund 2.000 Menschen; darunter zahlreiche Dortmunderinnen und Dortmunder.
Die Wilo Group hat in Dortmund insgesamt 400 Millionen Euro in die Errichtung des neuen Konzernhauptsitzes investiert – trotz der unverkennbaren Nachteile des Wirtschaft- und Industriestandorts Deutschland. Darunter fallen insbesondere die hohen Energiepreise, die überbordende Bürokratie, die schlechte Infrastruktur und der zunehmende Fachkräftemangel. Ihre Antwort auf dieses Commitment zum Standort liest sich mehr als eigenartig: Investitionen? Ja, gerne. Kritische Auseinandersetzung mit der Stadtentwicklung? Für Sie in der CDU ein Skandal!
Wir erwarten von den Dortmunder Bürgerinnen und Bürgern für diese Entscheidung keinen Dank; wohl aber die Anerkennung der Dortmunder Kommunalpolitik und das Recht, uns (kritisch) in die öffentliche Debatte einzubringen. Dass Sie offenbar glauben, Wilo stehe für die für den Bau notwendigen Genehmigungen in Ihrer Schuld, ist empörend und einer Partei, die von sich Wirtschaftskompetenz behauptet, unwürdig.
Sehr geehrter Herr Dr. Suck,
freie, manchmal kontroverse Meinungen und politischer Streit gehören zu einer lebendigen Stadt, erst recht im Wahlkampf. Daraus Illoyalität gegenüber der Stadt abzuleiten, ist falsch und führt geradewegs in die Spaltung.
Andersdenkende zu respektieren und auf Meinungsverschiedenheiten sachlich zu reagieren, ist Teil einer Debattenkultur, die die CDU in diesem Land aufgebaut hat. Sie tun gut daran, sich an diese Grundsätze zu erinnern.
Mit freundlichen Grüßen
Oliver Hermes
President & Global CEO der Wilo Group
Vorsitzender des Kuratoriums der Wilo-Foundation & Shareholder